Routine und Rituale für Babys

Routine und Rituale für Babys

Neugeborene Babys werden in eine Welt geboren, die sie so nicht kennen. Um ihnen auf irgendeine Weise Halt zu geben, wird dazu geraten, in seinen Tagesablauf immer gleichbleibende Rituale einzubauen. Kinder können so einschätzen, was als nächstes passiert und sich dementsprechend darauf vorbereiten. Viele Säuglinge kommen mit neuen Situation nicht gut zurecht und zeigen dies mit Schreien, oft kommen diese Kinder dann auch schlecht zur Ruhe und in den Schlaf, da sie das Tagesgeschehen nicht so einfach verarbeiten können. Gerade bei solchen Kindern ist es daher in den ersten Wochen und Monaten wichtig, seinen Tagesablauf soweit es geht immer gleichbleibend zu gestalten.

Inhaltverzeichnis: 
  1. Hintergründe und Herausforderungen
  2. Der richtige Zeitpunkt
  3. Methoden für Routinen
    1. Tagesablauf nach Vorgabe des Kindes
    2. Tagesablauf nach Vorgabe der Eltern
    3. Mix aus beiden Methoden
  4. Ohne Zwänge
  5. Die abendliche Routine
  6. Erfahrungsbericht einer Kundin

 

1. Hintergründe und Herausforderungen

Um einen guten Nachtschlaf zu sichern, bedeutet dies also, das es nicht nur eine abendliche Routine geben sollte, sondern der komplette Tag sollte sich entsprechend gestalten. Auf was muss also geachtet werden?

Generell gilt, es gibt sehr sensible Babys, die auf kleinste Veränderungen im Tagesablauf mit – vor allem abendlichen – Schreien reagieren. Mit anderen Babys hingegen kann man alle Unternehmungen machen, die man möchte, ohne das man eine Veränderung im Verhalten des Kindes bemerkt. Die erste Herausforderung besteht also darin, herauszufinden, in wieweit das eigene Baby auf außerplanmäßige Geschehnisse im Tagesablauf reagiert.

Die zweite Herausforderung wird sein, wie man die Waage findet zwischen seinen eigenen Bedürfnissen und die seines Kindes. Seine eigenen Bedürfnisse sollten nicht komplett hinten anstehen, denn das würde einen unglücklich machen, was sich ebenfalls wieder negativ auf das Kind auswirken könnte.

Viele Eltern schwören jedoch selbst auf einen festen Tagesablauf, da es das Leben mit Kind vereinfacht. Auch wir Erwachsenen können mit Situation besser umgehen, wenn wir wissen, was uns bevorsteht und so ist es eben auch bei unseren Kindern. Babys lieben Gewohnheiten, wenn also bestimmte Handlungen in der gleichen Reihenfolge und zur gleichen Uhrzeit stattfinden, gibt es den Babys Sicherheit.

2. Der richtige Zeitpunkt

Die Meinungen zum richtigen Zeitpunkt, um mit einem festen Tagesablauf zu beginne, gehen auseinander. Während die einen schon direkt nach der Geburt damit beginnen, beginnen andere erste mit einem halben Jahr oder später oder gar nicht. Viele Experten raten mit einem festen Tagesablauf im zweiten bis vierten Lebensmonat zu beginnen. Dies sollte jedoch ganz individuell für sich entschieden werden.

Nach einer gewissen Zeit werden sich oft Ess-, Schlaf- und Wachphasen erkennbar machen, sodass man seinen Tagesablauf entsprechend anpassen kann. Durch die rasante Entwicklung der Kinder ist es wichtig, dass man seine Routine daher kontinuierlich immer wieder in kleinen Schritten verändern und anpassen muss, da die Schlafphasen kürzer und die Kinder immer aktiver werden, auch die Essenszeiten werden immer regelmäßiger.

3. Methoden für Routinen

Ein fester Tagesablauf kann von den Eltern vorgegeben werden, aber auch vom Kind oder ein Mix aus den Bedürfnissen von Eltern und Kind.

  3.1. Tagesablauf nach Vorgabe des Kindes

Hierbei passen sich die Eltern den Bedürfnissen des Kindes an. Bei dieser Methode geht es darum, die Signale des Kindes zu analysieren und zu entschlüsseln. Beispielsweise weisen Gähnen und Augen reiben auf Müdigkeit hin. Die Bedürfnisse der Eltern werden weitgehend hinten angestellt. Jedoch bedeutet dies i. d. R. nicht, dass der Tagesablauf unvorhersehbar und unplanbar ist, da sich oft ein Rhythmus abzeichnet.

  3.2. Tagesablauf nach Vorgabe der Eltern

Bei dieser Methode geben die Eltern vor, wie der Tagesablauf auszusehen hat. Teilweise auf die Minute genau wird festgelegt, wann (und teilweise wie viel) gegessen wird, wann (und wie lang) geschlafen wird und wann und wie lang gewisse Aktivitäten wie beispielsweise Spaziergänge durchgeführt werden. Dabei gibt es nur sehr eingeschränkte Abweichungen und ein Ausbrechen aus der Routine ist i. d. R. nicht vorgesehen.

  3.3. Mix aus beiden Methoden

Sowohl die Bedürfnisse des Kindes als auch die Bedürfnisse der Eltern finden ihre Bedeutung. Tagesabläufe werden dabei geplant, jedoch ist ein Ausbrechen aus der Routine mitbedacht. Das Mittagessen ist beispielweise immer auf 12 Uhr getimt, jedoch hat das Kind um die Uhrzeit noch keinen Hunger, wird es eben später gefüttert. Man bleibt in seinem festen Tagesablauf flexibel.

4. Ohne Zwänge

Fester Tagesablauf hin oder her. Wenn das Baby jeden Mittag um 13 Uhr müde war und das seit Wochen oder Monaten und ihr es immer dann Schlafen gelegt hab, nur heute schläft es zu dieser Uhrzeit nicht ein, dann eben nicht. Wenn Babys im Wachstumsschub sind oder kränkeln und mehr schlafen oder öfter an der Brust sind als üblich, dann ist das eben so. Der feste Tagesablauf sollte eine Unterstützung sein, jedoch stehen die akuten Bedürfnisse des Kindes immer im Vordergrund. Das Wichtigste überhaupt und in allen Bereichen, wenn es um die eigenen Kinder geht, ist das Bauchgefühl. Daher folgt euren Instinkten und lasst euch nicht durch äußere Einflüsse zu stark lenken.

5. Die abendliche Routine

Für einen besonders guten Babyschlaf, ist natürlich der letzte Tagespunkt der Wichtigste – das Zubettgeh-Ritual. Wie bereits erwähnt, fühlen sich Kinder durch feste Rituale sicher. Durch eine abendliche Routine wird diese Sicherheit daher nochmal erneut hervorgerufen, das Kind fühlt sich wohl und geborgen und kann sich besser entspannen und zur Ruhe kommen. Umso sicherer es sich fühlt, umso größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Einschlafen problemlos funktioniert.

Wie so ein Ritual aussehen kann, kann jeder selbst bestimmen. Wichtig ist nur, dass es in seinem Ablauf konstant bleibt. Es gibt Elemente die i. d. R. immer vorkommen, wie Schlafanzug/Schlafsack anziehen, Zähne putzen und Windeln wechseln. Weitere Elemente eines Rituals können sein: Baden, Spielen, Erzählen, Kuscheln, Vorlesen, Singen, Lichtspiel, Hörspiel, Gute-Nacht-Kuss, Flässchen/Stillen oder der Schnuller. So kann jeder für sich seine individuelle Abendroutine zusammenstellen.

6. Erfahrungsbericht einer Kundin

Eva berichtet von ihren Erfahrungen mit den richtigen Ritualen für Babys: 

 Bei Leon und mir gab es eigentlich keinen festen Tagesablauf, nur eine Routine am Abend. Ich wusste zwar, dass ein fester Tagesablauf wichtig ist, um besser schlafen zu können, aber ich habe es nie so richtig hinbekommen, obwohl ich es versucht habe. Leider war es bei mir so, dass ich jeden Tag etwas Neues ausprobieren wollte, was natürlich sehr kontraproduktiv war, um Leon Sicherheit zu vermitteln. Ich habe so oft verschiedene Tipps und Tricks zum besseren Schlafen ausprobiert, immer nur für ein paar Tage, dass sich nie eine richtige Routine entwickeln konnte. Vielleicht war das auch mein Fehler, warum Leon so schlecht schlief und generell sehr unruhig war.


Generell glaube ich, dass so ein fester Tagesablauf unruhigen Kindern helfen kann, aber vielleicht sollte man - nicht so wie ich - nach ein paar Tagen gleich wieder aufgeben und wieder Neues ausprobieren. Teilweise gab es auch Tage und Wochen, in denen ich nur nach Leons Bedürfnissen gelebt habe, so dass ich gar nichts mehr gemacht habe, sondern nur noch darauf fixiert war, seine Signale zu analysieren und möglichst schnell zu reagieren, bevor er wieder stundenlang quengelig war, denn das war er, wenn ich nicht sofort richtig gehandelt habe. Es gab aber auch (sehr wenige) Tage, an denen ich dachte, so kann ich nicht leben und meine Bedürfnisse hinten anstellen. An solchen Tagen bin ich dann mit Leon zu Freunden gegangen oder habe Freunde eingeladen, aber das war meistens eine Katastrophe. Ich musste leider feststellen, dass ich in den ersten acht Monaten, die für mich sehr schlimm und anstrengend waren, schon sehr stark auf die Bedürfnisse von Leon eingegangen bin. Leon hat in dieser Zeit mein Leben total bestimmt.

Um aus dieser Situation herauszukommen, gab es für mich nur die Möglichkeit, Leon bei seinem Papa zu lassen und alleine etwas zu unternehmen, damit ich wenigstens noch ein bisschen meine Bedürfnisse befriedigen konnte, ohne gleichzeitig Leons Bedürfnisse einzuschränken.

Das einzige Ritual, das auch von mir bestimmt wurde und das wir vom ersten Tag an durchgeführt haben, war das Zubettgeh-Ritual. Das habe ich nach meinen Vorgaben umgesetzt und das wurde auch immer konsequent durchgesetzt, bis heute. Bei diesem Tagespunkt war und bin ich auch heute noch streng. Die Schlafenszeiten sind immer gleich und dann wird auch geschlafen. Allerdings muss ich sagen, dass Leon dann auch immer müde ist, aber wahrscheinlich, weil es schon immer so war und er sich darauf einstellen kann. Wenn er partout nicht schlafen wollte, würde ich wahrscheinlich auch nachgeben.